Die Jahre um 1920 zählen mit Sicherheit zu den größten Elendszeiten, die Deutschland seit dem 30-jährigen Krieg durchmachte. Die politischen Verhältnisse waren verworren, die Wirtschaft zerrüttet.
Und ausgerechnet in dieser Zeit der Entbehrungen und der Not fanden sich hier um den Schlosser Karl Maier und den Glasermeister Johannes Betsch einige junge Leute zusammen, um Musik zu machen.
Außer Idealismus und Begeisterung brachten sie nicht viel mit. Durch die rasende Inflation wurde das mühsam Ersparte Tag weniger wert, und mit Theorie und Praxis in der Musizierkunst war es auch nicht weit her.
Da brachte im Herbst 1920 der Gustav Haas seinen Arbeitskollegen Bruno Göllner aus Fellbach hierher, der nicht nur die Noten kannte, zu komponieren wußte und gar mehrere Instrumente beherrschte, sondern sich von der Begeisterung und dem Eifer der jungen Burschen so anstecken ließ, daß er für die nächsten 8 Jahre als Dirigent die Kapelle führte.
Noten konnte man nicht kaufen, Bruno Göllner schrieb sie eigenhändig auf, setzte die Melodien so leicht und einfach, daß sie auch von den Anfängern gespielt werden konnten.
Man dankte Göllner auf besondere Weise: Da er unmittelbar nach Arbeitsschluß zu den Proben kam, durfte er sein Abendessen abwechselnd bei den Musikkameraden einnehmen.
Zu Weihnachten 1920 hatte die noch namenlose Kapelle ihren ersten öffentlichen Auftritt in Leutenbach. Der Beifall und die Anerkennung waren groß, den erzielten Überschuß verwendete man zum Kauf des ersten gemeinsam finanzierten Musikinstruments.
Gottlieb Bauer und Gottlob Ehmann, Beschäftigte bei der Bahn, opferten ihre Freifahrscheine, kauften in Ulm eine Pauke und wurden bei ihrer Rückkehr mit großem Bahnhof empfangen.
Nun hatte man zwar eine Pauke, aber noch keinen Namen. So kamen die jungen Musiker im Frühjahr des folgenden Jahres im Gasthaus zum Hirsch zusammen, erklärten dies zur Gründungsversammlung und nannten sich fortan „Musikverein Leutenbach 1921“
Eine Anwesenheitsliste von damals gibt es nicht. Doch nach der Erinnerung von heute noch lebenden Gründungsmitglieder sollten folgende Musiker anwesend gewesen sein:
Gottlieb Bauer, Gustav Braun, Hermann Braun, Alfred Betsch, Hermann Betsch, Gottlieb Ehmann, Karl Ehmann, Gustav Haas, Karl Maier, Hermann Müller, Friedrich Müller, Theodor Schaich, Christian Schneider, Friedrich Schüle, Friedrich Schmalzried. Gustav Haas übernahm für die ersten beiden Jahre als 1. Vorsitzender die Führung des Vereins, unterstützt von Friedrich Schmalzried. Die spärlichen Einnahmen verwalteten als Kassiere zunächst Alfred Betsch, dann Hermann Müller. Das Protokollbuch schrieb Gottlob Ehmann, ab Juni 1922 Alfred Betsch.
Das Protokollbuch, gibt detaillierten Einblick in die Geschichte des „Musikverein Leutenbach 1921“ von der Gründung 1921 bis zum Erlöschen der Vereinstätigkeit zu Beginn des 2. Weltkrieges.
Monat wurde eine Mitgliederversammlung einberufen, die durch eine Ausschußsitzung vorbereitet war.
Erster Tagesordnungspunkt war immer das Einsammeln der Monatsbeiträge. Wie ernst man die Arbeit im Verein nahm, zeigt eine Niederschrift vom Mai 1922.
„Beschlossen wurde, daß diejenigen, welche nach einviertel neun Uhr in die Probe kommen ohne sich entschuldigt zu haben, um 5 Mark bestraft werden. Diejenigen welche der Probe ohne Entschuldigung fernbleiben, werden mit 10 Mark bestraft“.
Ein späterer Eintrag über die Aufnahme neuer Mitglieder:
„Der Vorstand legte denselben markante Worte ans Herzen, um sie als eifrige pflichtbewußte Mitglieder zu erziehen.“
Bruno Göllner muß wirklich ein guter Lehrer gewesen sein. Bereits ein Jahr nach Gründung des Vereins beschloß die Versammlung am 8. April 1922, „eine Tanzunterhaltung in Hertmannsweiler abzuhalten.“ Nach diesem ersten öffentlichen Auftreten außerhalb Leutenbachs folgte durch gezieltes Üben und wachsende Routine bald der Aufstieg zu einer in näherer und weiterer Umgebung geschätzten und gesuchten Kapelle, zumal die nach ihr entstandenen Orchester (Stadtkapelle Winnenden und Musikverein Weiler zum Stein) sie noch nicht wirksam entlasten konnten. In rascher Folge kam es zur Mitwirkung bei Musikfesten in Erbstetten, Schwaikheim, Buoch, Hochberg und Fellbach und Bittenfeld, um nur einige Stationen zu nennen.
In Leutenbach selbst gestaltete der Musikverein bereits 1922 die Herbst- und Weihnachtsfeier und spielte für den Arbeiterverein. Zu den Proben kamen die Mitglieder regelmäßig zweimal die Woche zusammen, zunächst in der eigenen Wohnung oder in der Werkstatt des Glasermeisters Betsch. Doch schon 1921 stellte der damalige Bürgermeister Karl Mayer – 1. hauptamtlicher Bürgermeister Leutenbachs – auf Bitten des Karl Maier dem Verein den Saal im neuen Schulhaus für die Proben zur Verfügung.
Dieses Gebäude war vor dem ersten Weltkrieg begonnen worden, stand über die Kriegszeit im Rohbau und konnte erst nach 1918 fertig gestellt werden. Heute dient es als Rathaus.
Eine wichtige Entscheidung war am 8. April 1922 der einstimmige Beschluß, keine passiven Mitglieder aufzunehmen.
So blieb der Verein zahlenmäßig recht bescheiden und hatte über mehrere Jahre weniger als 20 Mitglieder. Erst fünf Jahre nach Gründung des Vereins wurde im Januar 1926 die Aufnahme passiver Mitglieder beschlossen.
Von Beginn an waren die Vereinsmitglieder recht unternehmungslustige Leute. 1922 und 1923 organisierte man Ausflüge ins Bottwartal. Zu diesen Fußwanderungen wurden sämtliche hiesigen Vereine eingeladen. 1924 folgte gar ein Ausflug nach Welzheim, wobei der Abmarsch auf morgens vier Uhr festgelegt wurde.
In der Generalversammlung am 17. Juni 1922 beschlossen die damals siebzehn Mitglieder unter anderem, sich „in Bälde fotografieren zu lassen.“ Stolz präsentierte sich die gesamte Kapelle mit ihren Instrumenten dem Fotografen Weber in Winnenden, der zwei Fotos fertigte, die, wie man sich erinnert, älle zwoi was wora sen. Damit war der „Musikverein Leutenbach 1921“ erstmals im Bild festgehalten.
Die bestellten Vereinsabzeichen waren leider noch nicht geliefert, den Antrag auf Vereinsmützen hatte die Versammlung im April 1922 mit Mehrheit abgelehnt.
Auch der Musikverein Leutenbach 1921 wurde immerfort von finanziellen Problemen geplagt. Vereinseigene Instrumente konnten kaum gekauft werden, daß Christian Schneider eine „Triangel“ stiftete, wird im Protokollbuch unter dem 26. August 1922 dankbar vermerkt. Die meisten Instrumente wurden privat angeschafft, zum Teil unter recht großen Opfern. Friedrich Schmalzried verkaufte gar ein Stück Vieh, um sich seinen Baß leisten zu können.
Die herrschende Inflation machte eine finanzielle Aufwärtsentwicklung zunichte. Die ständige Geldentwertung in den Jahren 1922 und 1923 spiegelt sich in den Sitzungsprotokollen. Im September 1922 verlangte man als Eintritt in die Herbstfeier 10 Mark, im Dezember für die Weihnachtsfeier 50 Mark im April 1923 für ein Konzert in Bittenfeld 300 Mark.
Karl Wahl, der am 23. Dezember 1922 als achtzehntes Mitglied aufgenommen wurde, mußte als Aufnahmegebühr 50 Mark bezahlen, der Monatsbeitrag erhöhte sich im Januar 1923 auf 100 Mark im April 1923 auf 200 Mark.
Mit der Umstellung von Papiermark in Goldmark im November 1923 endete die Inflation, nach der Rentenmark als Übergangswährung wurde im August 1924 die Reichsmark offizielles Zahlungsmittel. Doch damit endeten nicht die finanziellen Nöten des Musikvereins. Mit den neuen festgesetzten Monatsbeiträgen von 20 Pfennigen konnte man keine Reichtümer ansammeln, die Musikinstrumente waren und blieben teuer. Als einzige Anschaffung ist für 1924 der Kauf eines Flügelhornes für 35.– RM vermerkt.
Die düstere Kassenlage wird in einem Sitzungsprotokoll vom 21. Februar 1925 deutlich, wo über die Anschaffung eines Schemels zu 3,– RM und eines Kleiderhakens zu 1,50 RM lebhaft diskutiert wurde.
Von dem einstimmigen Beschluß am 24. Januar 1926, nun doch passive Mitglieder aufzunehmen, versprach man sich eine Verbesserung.
1925 trat Gustav Haas als 1. Vorsitzender aus Altersgründen zurück, sein Nachfolger wurde der bisherige Vizevorstand Friedrich Schmalzried.
Nachdem bereits im November 1924 über den Beitritt zum Musikerverband Remsgau diskutiert worden war, wurde dies unter der Leitung von Friedrich Schmalzried im Februar 1925 einstimmig beschlossen.
Die Zeiten besserten sich vorübergehend, die Aktivitäten des Vereins nahmen wieder zu. Bei Wertungsspielen 1925 in Weiler bei Schorndorf und 1926 in Öffingen konnten hervorragende Ergebnisse erzielt werden. Die Kapelle spielte 1926 beim Musikfest in Bittenfeld, beim Tanz in Hochberg, bei einer Musikveranstaltung in Ödernhardt, bei einem Fest in Waldrems. Im Gasthaus zum Hirsch wurde eine Frühjahrsfeier mit einem Eintrittspreis von 50 Pfennigen veranstaltet, zum Sommerfest lieferte der Hirschwirt 200 Rote (a 15 Pfennig), bei den Bäckern Schaad und Oppenländer wurden 100 Kipf und 100 Wecken bestellt.
Mit einem Eintrag am 18. Juli 1926 enden die Niederschriften im Protokollbuch bis zur Generalversammlung im Januar 1930. Doch gibt es noch Erinnerungen über diese Zeit, die von einer regen Teilnahme des „Musikverein Leutenbach 1921“ am öffentlichen Leben in unserer Gemeinde zeugen.
Der langjährige Dirigent Bruno Göllner, der die Kapelle aus den Anfängen heraus zu beachtlichen Leistungen geführt hatte, legte im Jahre 1928 aus Altersgründen sein Dirigentenamt nieder.
Der Leiter des Postamtes in Winnenden, der ehemalige Militärmusiker Huber, wurde als neuer musikalischer Leiter berufen. Er Übernahm sein Amt in einer Zeit aufflammender wirtschaftlicher und politischer Wirren. Die Scheinblüte der späten zwanziger Jahre endete im Oktober 1929 in einem wirtschaftlichen Chaos mit einer nie gekannten Massenarbeitslosigkeit. Die sozialen Folgen trugen erheblich zur politischen Radikalisierung bei und bestimmten damit den Verlauf der dreißiger Jahre. Anfang 1931 vermerkt Gottlob Blessing im Protokollbuch:
„Für die Regelung der Proben wurde beschlossen, daß sie in den Monaten März und April alle 14 Tage mit dem Dirigenten stattfinden; begründet wurde dieser Beschluß mit finanziellen Sorgen, da wir sonst den Dirigenten von unserer Substanz bezahlen müssen.“
In der Generalversammlung am 29. Januar 1930 kandidierte der seitherige Vorstand nicht mehr. Eine Stichwahl zwischen Karl Maier und Gottlob Blessing führte zur Ernennung von Karl Maier zum neuen 1. Vorsitzenden. In seine Amtszeit fällt 1930 ein neuer Dirigentenwechsel. Durch Gesetz wurde allen Beamten jegliche Nebentätigkeit verboten. So mußte Dirigent Huber, der mit den vereinbarten 4 Mark je Probe sein schmales Gehalt bisher aufgebessert hatte, das Amt dem damals 28-jährigen Ernst Mohl übergeben. Dieser, in Fellbach als Schreiner tätig, war in einer Jugendkapelle in Bad Cannstatt zu einem hervorragenden Trompeter ausgebildet worden. Über Bekannte fand er den Weg zum „Musikverein Leutenbach 1921“ .
Zwar war seine Arbeit in Leutenbach nur von kurzer Dauer, doch führte dieser hervorragende und allseits beliebte Dirigent die Kapelle zu großen Leistungen.
Ab Anfang 1933 werden die Eintragungen im Protokollbuch unregelmäßig. In einer Niederschrift vom 12. Juli 1933 ist die Rede von Gleichschaltung, später ist ein Tagesordnungspunkt „Die Beseitigung der Mißstände innerhalb des Vereins“, und am 19. Oktober 1934 schreibt Albert Kern, der damals zur Stadtkapelle Winnenden wechselte, das letzte Protokoll. Man erinnert sich noch an ein Wertungsspiel 1935 in Feuerbach, an dem die Kapelle mit großem Erfolg teilnahm. Zum letztenmal sei die Kapelle aufgetreten anläßlich der Einweihung der Raiffeisenkasse in Weiler zum Stein. Dann brachten politische Neuorientierung, Aufrüstung und letztendlich der beginnende Krieg die Tätigkeit des „Musikverein Leutenbach 1921“ zum Erlöschen.
1964 – 1982
Am 7. Mai 1945 war mit der bedingungslosen Kapitulation der 2. Weltkrieg zu Ende. Feuerstürme hatten die Städte zerstört, über 4 Millionen deutsche Soldaten waren tot oder vermißt, weitere Millionen waren in Kriegsgefangenschaft.
Unsere Gemeinde blieb von der Katastrophe nicht verschont: Zwar waren Kriegsschäden an Gebäuden nicht zu beklagen, doch kehrten 27 Kriegsteilnehmer nicht mehr zurück. Für die damals 1000 Einwohner von Leutenbach ein schrecklicher Blutzoll.
Niemand dachte jetzt an Singen oder Musizieren. Die Idee, den alten Verein wieder aufleben zu lassen, war noch nicht reif.
Die Währungsreform im Juni 1948, der wirtschaftliche Aufstieg und die politische Stabilität schufen in Deutschland ein Klima der Sicherheit und der Hoffnung.
Dann, im Oktober 1964 – Kennedy war schon ein Jahr tot und Ludwig Erhard gerade Bundeskanzler – begann mit der Gründungsversammlung ein neuer Abschnitt des Musiklebens in unserer Gemeinde.
Zwar hatte man sich schon über Jahre hinweg immer wieder des alten Vereins erinnert – bei Veranstaltungen und Festen fehlte einfach der würdige musikalische Rahmen – doch an eine Neugründung dachte zunächst niemand. So war die Sängerabteilung des TSV Leutenbach über lange Zeit hinweg der einzige musikalische Kulturträger.
Leutenbachs Bürgermeister Ernst Schniepp, im Juli 1956 im Alter von 26 Jahren als Nachfolger von Kurt Banzhaf ins Amt gekommen und von Anbeginn ein Freund und Förderer des Vereinslebens sowie der Schlosser Karl Maier, Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des alten „Musikverein Leutenbach 1921“, ergriffen schließlich die Initiative für einen Neubeginn.
Ihrer Einladung zur Gründungsversammlung am 31. Oktober 1964 folgten nicht nur Altgediente und Neuinteressierte, sondern als Gäste auch Vereinsvorstände aus Leutenbach sowie der Leiter der Stadtkapelle Winnenden.
Eine umfangreiche Tagesordnung wurde erledigt:
Bürgermeister Schniepp „begrüßte den Musikverein als wichtigen Verein im kulturellen Geschehen der Gemeinde“, die Vereinsvorstände sprachen ihre Glückwünsche aus und Erich Hirschmann „hat jede Hilfe und Unterstützung der Stadtkapelle Winnenden angeboten“.
Der Beitrag wurde auf DM 15,– pro Jahr festgesetzt.
Als Übungsraum stellte die Gemeinde das Feuerwehrmagazin zur Verfügung.
Unter dem neuen Namen „Musikverein Leutenbach“, dem letzten Vorsitzenden vor dem Kriege Karl Maier und dem damaligen musikalischen Leiter Ernst Mohl schickte sich der Verein an, an die Vorkriegstradition anzuknüpfen und die damals begonnene Arbeit weiterzuführen.
Es erfolgte eine rasche Aufwärtsentwicklung: In kurzer Zeit zählte der Verein 70 Mitglieder, davon 20 Aktive. Eine Spendenaktion fiel sehr zufriedenstellend aus und minderte die finanziellen Sorgen des Vereins. Nach dem Vorbild der Satzung des Musikvereins Urbach, die von dem Kreisvorsitzenden Eugen Kaub beigebracht worden war, wurde eine eigene Satzung erstellt und am 13.5.1965 einstimmig angenommen. Bereits am 1. April 1965 erfolgte der Beitritt zum Deutschen Volksmusikerbund e.V. und am 21 Juni 1966 wurde der Musikverein Leutenbach in das Vereinsregister beim Amtsgericht Waiblingen eingetragen.
Musikalisch erfolgte eine stürmische Aufwärtsentwicklung. Bei der Ausbildung der Musiker wurde Dirigent Ernst Mohl im ersten Jahr erfolgreich unterstützt von Erich Hirschmann von der Stadtkapelle Winnenden, der die Ausbildung am Flügelhorn und der Trompete übernahm. Ab 1965 beschäftigte man mit Werner Hauber gar einen Vizedirigenten, kurze Zeit später wurden auch Holzbläser in die Kapelle aufgenommen, deren Ausbildung dem Klarinettisten Alois Hettmer oblag.
Daß die Wiederbelebung des Musikvereins Leutenbach für die Gemeinde ein wichtiges Ereignis war, zeigte sich bei dem 3-tätigen Musikfest vom 3. – 5. Juli 1965. Allein 7 Gastkapellen waren eingeladen worden, als Ehrengäste sämtliche Vereinsvorstände der Gemeinde, Eugen Kaub vom Deutschen Volksmusikerbundes des Bezirks Gmünd – Remsgau, und allen voran als treuer Förderer Bürgermeister Ernst Schniepp.
Zu den Ehrungen verdienter Vereinsmitglieder spielte die Stadtkapelle Winnenden unter der Leitung von Dirigent Walter Lübcke, viel Beifall bekam die Sängerabteilung des TSV unter Gauchormeister Robert Rügammer. Über einen Beitrag der Kapelle des Musikvereins Leutenbach schrieb die Winnender Zeitung:
„Mit dem Castaldo – Marsch eröffnete der Musikverein Leutenbach unter der Stabführung seines Dirigenten Ernst Mohl, Fellbach, den Festabend. Man merkte bei dem Vortrag, daß sich die frischgebackene Musikkapelle redlich Mühe gab, den Marsch exakt vorzutragen, was auch gelungen war. Mit Beifall überschütteten die Zuhörer die Musiker… Im ganzen gesehen war das Musikfest ein Bekenntnis zur Deutschen Volksmusik, auf das die Leutenbacher stolz sein können“.
Die Sitzungsprotokolle zeigen für die nächsten Jahre ein zum Teil hektisches Auf und Ab in der Vereinsgeschichte.
Am 28.1.1967 tritt Karl Maier, der den Musikverein von den ersten Anfängen an aktiv mitgestaltet hatte, aus Altersgründen zurück. Für sein unermüdliches Wirken ernennt ihn die Versammlung zum Ehrenvorsitzenden.
Mit Max Sperling, Bauunternehmer aus Leutenbach, beginnt eine neue Generation die Geschicke des Musikvereins zu führen. Er bleibt zwei Jahre und wird am 23.1.1972 abgelöst von Gerhard Besa, der neun Jahre später in einem Grußwort ein „rühriger Vorsitzender“ genannt wird. 13 Jahre lang hielt der Schriftführer Fritz Schneider alle Vorkommnisse gewissenhaft in den Protokollen fest. Die Vereinskasse, immer von chronischem Geldmangel geplagt, wurde 11 Jahre lang von Adolf Braun verwaltet. Auch Ralph Müller, der die Bücher drei Jahre lang führte, konnte dem neuen Kassier Ende 1979 keine Reichtümer übergeben. Mit Beate Bohlig als Frau Kassier und Elisabeth Kling als Schriftführerin brach der Verein mit einer Tradition und nahm gleich 2 Damen in den Vorstand auf.
Zahlreiche Dirigenten bzw. Jugendleiter arbeiteten mit Fleiß und Ausdauer daran, die Aktiven des Vereins auszubilden und weiterzubringen. Zu Zeiten von Ernst Mohl widmeten sich Werner Huber, Werner Riedl und ab 1971 Herr Lunkovsky besonders der Jugendarbeit. Schon im April 1967 berichtet die Winnender Zeitung vom ersten Auftreten der Jungmusiker mit ihrem Dirigenten Werner Riedl.
Man hatte rechtzeitig erkannt, dass für den Fortbestand des Vereins eine intensive Jugendarbeit unerlässlich war.
Ein großes Ereignis war daher die Gründung der Jugendkapelle im Musikverein Leutenbach, die am 10. Mai 1969 mit umfangreichem Programm vollzogen wurde. Durch gezielte Ausbildung durch die Jugenddirigenten Riedl und Schönstein und Jugendleiter W. Kurz hatte der Musikverein Leutenbach bald eine der größten und bedeutendsten Jugendabteilungen im Kreis Waiblingen.
Trotz einiger Rückschläge – im September 1970 war die Kapelle wegen schlechter Besetzung nicht mehr spielfähig – erreichte auch die Seniorenkapelle nach Übernahme einiger Jugendlicher Anfang 1972 „eine Form, wie sie seit der Gründung des Vereins nie besser gewesen war“. Zitat Winnender Zeitung.
Ein großes Ereignis in der wechselvollen Geschichte des Musikvereins Leutenbach war der fünfzigste Geburtstag, der im Juni 1971 mit großem Programm festlich begonnen wurde.
Die in den Protokollen erwähnten öffentlichen Auftritte der Kapelle geben gleichzeitig einen Überblick über die wichtigen Ereignisse in unserer Gemeinde:
1971 Sportplatz-Einweihung
1971 Schulhaus-Einweihung
1972 Kirchen-Einweihung
1974 Einweihung Rems-Murr-Halle
1974 Verabschiedung Bürgermeister E. Schniepp
1975 Gemeindezusammenschluß
1975 Amtseinsetzung Bürgermeister H. Gebhard
1981 Eröffnung der S-Bahn
1981 Einweihung Begegnungsstätte Nellmersbach
1987 Einweihung Mehrzweckhalle Nellmersbach
1988 Einweihung Rathaus
1990 Partnerschaft mit Dunabogdany
1992 Besuch des MV in Dunabogdany
1994 Einweihung Erweiterung Grundschule Nellmersbach
1996 1. Sportlerehrung in Leutenbach
Nicht unerwähnt bleiben soll ein Ereignis von 1967, zu dem gar das Deutsche Fernsehen nach Leutenbach kam und über das die Winnender Zeitung unter der Überschrift „Großer Bahnhof für Jolanthe“ berichtete: Der Schmiedemeister Karl Entenmann wollte dem Musikverein eine Sau stiften, aber nur „wenn der Musikverein am Samstagvormittag mit Musik und Uniform bei mir ein Ständchen spielt und die Sau durch den Ort führt“.
Das Angebot wurde angenommen, das Fernsehen drehte seine Reportage und abends wurde das arme Schwein gemeinsam verspeist. Überhaupt wurde auf Geselligkeit immer großer Wert gelegt. Man organisierte Wanderungen und Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung, 1974 nach Südtirol und 1980 gar an den Neusiedler See. Zu einer festen Einrichtung gehört seit 1970 das Frühjahrswaldfest bei der Neumühle.
In den Jahren 1979 und 1980 gab es ein künstlerisches Tief in der Vereinsgeschichte: Spielführer Werner Kurz beklagte ein zunehmendes Desinteresse an den Übungsabenden und Jugendleiter Erwin Schmidt mußte
feststellen, daß es eine spielfähige Jugendkapelle nicht mehr gab.
Eine Wende kam 1980, als im Oktober dem Kreisdirigenten Philipp Sonntag, Oberstleutnant a.D., die musikalische Leitung übertragen wurde. Herr Sonntag, lange Zeit in der Bundeswehr als erfolgreicher Kapellmeister tätig, begann unverzüglich mit Strenge und Einfühlungsvermögens am Wiederbeginn zu arbeiten. Mit Bernhard Hering (Bariton, Tenorhorn, Baß) und Peter Schmidt (Schlagzeuge) und nach der Teilnahme an Jugendausbilderlehrgängen auch Monika Ruscher und Friedrich Storrer standen ihm tüchtige Fachkräfte zur Seite.
So hat der Musikverein Leutenbach heute zwei erfolgversprechende Klangkörper, die mit Fleiß und Strebsamkeit unter der Leitung erfahrener Lehrer üben und lernen, um zur Freude und zur Unterhaltung der ganzen Bevölkerung ihre vielfältigen kulturellen Aufgaben zu erfüllen.
Hier endet die Chronik 1981 anläßlich des 60-jährigen Vereinsjubiläums. (Sie findet sich – verkürzt – wieder in dem Buch „Spuren“ der Gemeinde Leutenbach von 1984)
1982 – heute
1984 wurde Leutenbach 700 Jahre alt, 1995 feierte man den 750. Geburtstag von Weiler zum Stein und das 20-jährige Jubiläum des Gemeindezusammenschlusses. Die Teilgemeinden haben sich an die Ehe gewöhnt, man findet häufiger zueinander.
Im Musikverein Leutenbach ging es mal hoch her, meist gemächlich, nie langweilig. Er gehört zum Dorf wie das Rathaus oder die Kirche (nur ist er viel älter). Junge sind an die Seite der Altgedienten getreten oder haben sie ersetzt, die einfache Begeisterung der Anfangsjahre ist einer zeitgemäßen Professionalität gewichen.
Geblieben ist bei allen die Liebe zu ihrem Verein, die Freude an der Musik.
1982 konnte der MV Leutenbach sein Können bei der Landesgartenschau in Schwäbisch Hall zeigen, im nächsten Jahr wurde seine Leistung bei dem Marschbewertungsspiel in Rudersberg-Steinenberg mit „sehr gut“ bewertet. Wieder ein Jahr später erreichte er bei dem Wertungsspiel in Waiblingen einen 1. Rang mit Belobigung, 1985 gab es bei der Marschmusikbewertung in Schwaikheim erneut einen 1. Rang.
Das Jahr 1984 brachte einige Aufregung: Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung im Januar trat Gerhard Besa nach 12-jähriger Amtszeit – auch mit „sehr gut“ bewertet – als 1. Vorsitzender zurück. Nach vierwöchigem Zwischenspiel von Werner Kurz als kommissarischer Vertreter kam – da ein Nachfolger nicht zu finden war – Gerhard Besa wieder zurück und führte den Verein nochmals vier Jahre.
Ab 1985 kümmerte sich Rainer Stary als Jugendbetreuer mit viel Eifer und Einfühlungsvermögen um den Nachwuchs, seine erste Jugendfreizeit in Bühl am Alpsee war gleich ein Mordserfolg.
1985 wurde die Satzung von 1965 modernisiert und den neuen Verordnungen angepaßt.
Nach dem endgültigen Rücktritt von Gerhard Besa übernahm Manfred Brodt 1988 für zwei Jahre den Verein, 1990 wurde Erwin Schmidt einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Schick und adrett sahen die Musiker und besonders die Damen des MV Leutenbach mittlerweile in ihren Vereinsuniformen aus. Nur das Vereinszeichen war nicht mehr zeitgemäß. als Ergebnis eines Wettbewerbs entscheidet sich der Verein 1989 für den Vorschlag von Harald Paa.
1991 wird ein düsteres Jahr: Der Golfkrieg – sinnlos wie jeder Krieg – greift stark in das öffentliche Leben ein. Die allgemeine Bestürzung dämpft die Freude an heiteren Veranstaltungen, der MV Leutenbach verzichtet auf die Ausrichtung der Leutenbacher Fasnet. Verbunden ist dies mit einem nicht wiedergutzumachenden finanziellen Verlust.
Die Sorgenfalten der Frau Kassier, Beate Bohlig, wurden etwas kleiner, als 1993 mit der „Leutenbacher Kirbe“ eine alte Tradition wiedererweckt wurde und gleich ein großer Erfolg war.
Nach Georg Hermann (ab 1990) beauftragte der MV Leutenbach 1992 Ulrich Bähr aus Stuttgart als neuen Dirigenten. Er war gleich voll beschäftigt mit den Vorbereitungen zum Partnerschaftsbesuch an Pfingsten in Dunabogdany (Ungarn) mit mehreren Auftritten und großem Konzertabend.Eine besondere Ehre war das Ständchen zum 105. Geburtstag von Pauline Klotz in Nellmersbach.
1993 erreichte der Musikverein, bei einem Wertungsspiel in Waiblingen, in der Mittelstufe die Note »gut«.
Der Musikverein spielte 1995 zur 750-Jahr-Feier des Ortsteils Weiler zum Stein und zum zeitgleich stattfindenden 20-jährigen Bestehen der Gesamtgemeinde Leutenbach.
Im Februar 1996 wurde die traditionelle Faschingsveranstaltung des Musikvereins zum letzten Mal abgehalten. Nach vielen Höhen und Tiefen, die den Musikverein in den vergangenen Jahren zusammengeschweißt hatten, wurde das 75-jährige Bestehen des Musikvereins mit einem großen Festprogramm vom 16.5 – 20.5.1996 gefeiert.
Am 15. Juni beteiligte sich die Jugendgruppe zusammen mit der Stadtjugendmusik- und Kunstschule Winnenden und den umliegenden Musikvereinen am Deutschen Musikschultag auf dem Rathausplatz in Leutenbach.
Zum Jahresabschluss beteiligte sich der Musikverein mit einem Stand am 1. Leutenbacher Weihnachtsmarkt im Spatzenhof.
Im Januar 1997 begannen die Aktivitäten des Musikvereins mit der musikalischen Beteiligung an der Sportlerehrung der Gemeinde Leutenbach im Rathaus.
Beim Platzkonzert im Mai stellte sich der neue Dirigent, Werner Krauß, zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor.
Die Partnergemeinde Dunabogdany (Ungarn) wurde im Mai 1998 besucht. Die Höhepunkte waren ein „Bordkonzert“ auf einem Donauschiff sowie die Umrahmung des Festabends im Kulturhaus in Dunabogdany.
Die Jugendgruppe unter der Leitung von Rainer Wind umrahmte die Eröffnung einer Ausstellung der Leutenbacher Hobbykünstler im Rathaus.
Im Jahre 1999 schaut man auch beim Musikverein in die Zukunft. Unter der Internetadresse des Musikvereins gibt´s ab Mai Informationen zu Veranstaltungen, Auftritten und zur Jugendausbildung. Anlässlich der Einführung der Internetseiten wird im Amtsblatt der Gemeinde Leutenbach ein Preisausschreiben veranstaltet.
Im gleichen Monat absolviert Hans Kuhnle, seit Januar Dirigent des Musikverein Leutenbach, beim Platzkonzert auf dem Rathausplatz seinen ersten öffentlichen Auftritt.
Im Juni beteiligt sich der Verein am 2. Deutschen Musikschultag, an dem rund 900 Musikschulen in ganz Deutschland teilnehmen. Für Kinder gibt es einen Luftballonwettbewerb.
Bei der Hauptversammlung 2000 wird die seit langem vakante Stelle des Jugendbetreuers wieder besetzt.
Im April richtet der Musikverein das Abschlusskonzert der D1-Lehrgänge des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg Kreisverband Rems-Murr-Kreis aus.
Über Pfingsten besucht der Musikverein zusammen mit Vertretern der Gemeindeverwaltung und mehreren anderen Vereinen erneut die ungarische Partnergemeinde Dunabogdany. Im Mittelpunkt des Aufenthaltes stehen dabei die Feierlichkeiten zum 10-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Dunabogdany und Leutenbach. Im Rahmen eines Konzerts wird Rudi Ott, der Leiter der Jugendkapelle Dunabogdany zum Ehrendirigenten ernannt.
Im Juni veranstaltet der Musikverein zusammen mit dem Verein der Hundefreunde Leutenbach erstmals ein gemeinsames Sommerfest.